Herzlichen Glückwunsch, Sie haben beim renommierten Energy Award des Handelsblatts in der Kategorie Industrie, an dem über 100 Firmen teilgenommen haben, das Finale erreicht. Am Ende wurde ein Unternehmen knapp vor Ihnen Sieger. Was bedeutet die Teilnahme für Spilling?
Dr. Heiko Dittmer: Erst einmal gratulieren wir der Firma Alois Müller aus dem Allgäu, die mit ihrem Beitrag „Green Factory – Die CO2-neutrale Fabrik" in unserer Kategorie - einer von vieren - gewonnen hat. Wir sind ja keine Konkurrenten, sondern arbeiten alle - jeder auf seine Weise - an dem Ziel, den CO2-Ausstoß drastisch zu reduzieren, in dem wir Energie so effizient wie möglich einsetzen, so dem Klimawandel begegnen und etwas für unsere Umwelt tun. Um die Frage konkret zu beantworten: Der Energy Award des Handelsblatts ist ein weiterer Baustein unserer Kommunikationsstrategie. Damit sollen die Themen „Energieeffizienz in der Industrie" und Wärmewende besondere Aufmerksamkeit erfahren und besonders die Entscheider und Verantwortlichen in den energieverbrauchsintensiven Unternehmen dafür sensibilisiert werden, dass es sehr gute Lösungen für diese Prozesse gibt. Da ist dieser Award eine tolle Möglichkeit, denn der Wettbewerb bringt diese Reichweite und hat zahlreiche Multiplikatoren.
Wieso sind die Aufmerksamkeit und die Überzeugungsarbeit so wichtig?
Die deutsche Industrie ist für ein Viertel des Gesamtenergieverbrauchs verantwortlich. Produziert wird diese nach wie vor zum Großteil mit fossiler Energie. Das muss sich ändern, und wir bieten dafür sehr gute Alternativen an.
Mit welchem Projekt ist Spilling an den Start gegangen?
Die Lösung von Spilling Technologies setzt beim Thema Prozesswärme an, die in der Industrie mit 70 Prozent des Energieverbrauchs zu Buche schlägt. Wir haben mit unserem Verfahren des Dampfrecyclings mittels Kolbenverdichter quasi eine Hochtemperatur-Wärmepumpe entwickelt. Wird für deren Betrieb die nötige elektrische Energie auch noch regenerativ erzeugt, so erhält man grünen Prozessdampf. Am Ende sind alle Gewinner: Die Umwelt dank der deutlichen CO2-Ersparnis, und das Unternehmen, weil es trotz der Anfangsinvestition sehr schnell erhebliche Kosten einspart.
Können Sie uns eine Beispielanwendung nennen?
Wir haben uns beim Handelsblatt-Award für die Präsentation des Dampfrecyclings am Beispiel einer Papierfabrikation entschieden: In einem Vorhaben, das wir für ein schwedisches Unternehmen realisiert haben, wurde zur Trocknung der Papierpulpe ein erdgasbefeuerter Dampferzeuger eingesetzt. Dieser benötigte bei ca. 6.000 Vollbenutzungsstunden pro Jahr ca. 67.200 MWh Gas. Der Spilling-Dampfkompressor dagegen nutzt nun die aus dem Papierschlamm ausdampfende Feuchte und komprimiert diese wieder auf Hochdruckniveau, um damit den Trockner zu beheizen. So wird kein zusätzlicher, fossil erzeugter Dampf mehr für den Trocknungsprozess benötigt, es besteht ein geschlossener Dampfkreislauf. Letztlich benötigt der Spilling Dampfkompressor mit seinem Elektromotorantrieb für das gleiche Ergebnis nur 16.000 MWh elektrische Energie pro Jahr. Damit gelingt die Elektrifizierung der Prozesswärmeerzeugung mit erheblich gesteigerter Energieeffizienz.
Klingt überzeugend - statt Gas zu verfeuern, wird Strom eingesetzt, um Abdampf wieder nutzbar zu machen. Wie relevant ist dieses Verfahren für andere industrielle Anwendungsfelder?
Wasserdampf ist ein idealer Wärmeträger für die Industrie. Er besitzt eine hohe Wärmekapazität, einen hohen Wärmeübergangskoeffizienten, zudem ist er ungiftig, nicht brennbar und der Rohstoff Wasser ist in der Regel günstig verfügbar. Bei vielen Produktionsprozessen entsteht jedoch auch reichlich Dampf auf niedrigem Druckniveau quasi als Abfallprodukt, der für andere Produktionsprozesse so nicht nutzbar ist, beispielsweise bei der Produktkühlung oder -trocknung, bei exothermen Reaktionen oder bei der Verbrennung von Reststoffen. Diese überschüssigen Mengen, die aufgrund des zu niedrigen Druckes für eine Verwendung nicht als Prozessdampf zur Verfügung stehen, werden oftmals ohne wirkliche Wärmenutzung kondensiert oder gänzlich ungenutzt als Abdampf in die Atmosphäre freigesetzt. Bei unserem Verfahren wird dieser Dampf durch Kompression mit wenig elektrischer Energie wieder auf ein hohes Druckniveau gebracht und dem Produktionsprozess wieder zur Verfügung gestellt.
Seit dem 1. Januar 2021 werden klimaschädliche fossile Brennstoffe mit einem Preis von 25 Euro pro Tonne CO2 belegt. Vor diesem Hintergrund dürften Ihre Produkte für Ihre Kunden noch interessanter werden. Für welche Branchen eignet sich Ihre Hochtemperatur Wärmepumpe?
Überall in der industriellen Produktion, wo Wasserdampf zum Einsatz kommt, können wir helfen, dass Energie effizient eingesetzt wird. Das ist zum Beispiel in den Branchen der chemischen Industrie, der Lebensmittel- oder Papierproduktion der Fall.
Wie schnell rechnet sich für Unternehmen die Investition ins Dampfrecycling?
In der Regel amortisieren sich die Anlagen nach vier bis fünf Jahren. Dank der Fördermöglichkeiten, beispielweise im Rahmen des Förderprogramms „Deutschland macht's effizient" des Bundeswirtschaftsministeriums, geht es teilweise deutlich schneller. Die CO2-Bepreisung wird diese Entwicklung weiter vorantreiben.
Unsere Experten haben auch für Ihre Anwendung geeignete Lösungsvorschläge.