Stadtwerke Lübeck: Ein Oldtimer erzeugt sauberen Strom

Die Anlage ist 7,5 Meter lang, vier Meter hoch und zwei Meter breit. Von außen sieht die Maschine aus wie ein mechanisches Ungetüm aus alten Zeiten. Was aber innen vorgeht, ist so ökologisch wie eine Windkraft-Anlage. Denn: Diese Spilling-Maschine nutzt Energie, die sowieso schon da ist. Daraus macht sie Strom.  Das Geheimnis: Einfach mal Druck ablassen – lax ausgedrückt. Denn: Erdgas aus Norwegen und Russland kommt mit viel Druck bei den Lübecker Stadtwerken an. Die Leitungen sind auf 70 bar ausgelegt. Meistens kommt das Gas mit 40 bar an. Der Druck ist immer noch viel zu hoch. Er muss auf acht bar gesenkt werden, damit das Gas in die Häuser der Lübecker transportiert werden kann. Also heißt es: Druck reduzieren. Dabei entsteht Energie – wie beim Luft-Ablassen eines Fahrradreifens. Allerdings: Diese Energie verpufft meistens. Sie entweicht über ein Ventil. Nicht so bei der Spilling-Maschine. Die nutzt diese Energie. In der Anlage lässt sie die riesigen Zylinderkolben des mächtigen Motors hoch und runterschnellen. Dadurch wird eine Welle angetrieben. Diese Welle führt in einen Generator – und der erzeugt Strom.

Dieser Strom reicht für 1200 Haushalte in Lübeck. Immerhin ein Prozent der Haushalte, die die Stadtwerke mit Strom versorgen. Das erscheint zunächst nicht viel. Aber es gibt zwei Vorteile. Nummer eins: Dieser Strom ist so gut wie kostenlos. Denn er entsteht als Abfallprodukt. Nummer zwei: Es gibt keine

Abgase. Denn die Spilling-Anlage ist kein Verbrennungsmotor, sondern ein mit Druck betriebener Motor und produziert kein CO₂. Im Fachjargon heißt es: Gasexpansionsmotor.

Bemerkenswert: Die Spilling-Maschine ist robust. Sie läuft und läuft und läuft. Dabei ist es die allererste ihrer Art – ein Prototyp. Entwickelt in den 1980-er Jahren von einem Ingenieur der Lübecker Stadtwerke und der Hamburger Firma Spilling. Heute gibt es nicht mehr viele solcher Anlagen in Deutschland. Aber die weitere gute Nachricht: Die Nachfrage steigt langsam wieder.